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Wie kann man emotionale Abhängigkeit erkennen und überwinden?

Ich sehe solch eine Abhängigkeit darin, dass ich mein Glück zu sehr von einer anderen Person abhängig mache. Oder aber von einem Erfolg oder Ergebnis, das ich anstrebe.

Ich weiß, dass das Glück von innen heraus kommen soll. Das ist aber leichter gesagt als getan. Für mich ist es eine echte Herausforderung und ich bin mir sicher, dass wenn ich diese meistern kann, sich nicht nur ein unabhängiges Leben einstellt, sondern auch eine wesentlich bessere Lebensqualität und persönliche emotionale Sicherheit.

Ich würde gerne diese emotionale Abhängigkeit von externe Personen bzw. Dingen verstehen und überwinden. Vielleicht gibt es dazu Techniken und Gedankenhilfen?

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Wie es zu emotionaler Abhängigkeit kommt

Ein bedeutender Vorteil von Beziehungen ist es, emotionale Unterstützung zu erfahren, wenn es zu Herausforderungen kommt oder Stress im Leben ansteht. Der Partner kann Stärke geben, indem er zuhört, empathisch ist, Mitgefühl zeigt und auf die Probleme eingeht und so weiterhilft. In einer Liebesbeziehung wendet man sich zuerst an seinen Partner, um solch eine Art von Unterstützung zu finden, was absolut normal ist. Emotionale Abhängigkeit geht jedoch über den Punkt der Unterstützung hinaus. Die meisten Paare sind in gewissem Maße voneinander abhängig. Wenn man jedoch den Partner „benötigt“, um emotionale Bedürfnisse zu erfüllen, kann es krankhaft werden. Diese völlige Hingabe und Offenbarung zu einer anderen Person kann letztlich die Beziehung und die Gesundheit beeinträchtigen.

Typen von emotionaler Abhängigkeit

Es gibt drei verschiedene Typen der emotionalen Abhängigkeit.

1. Emotionale Abhängigkeit vom Partner

Eine bekannte Abhängigkeit ist die Codependenz, es ist die Tendenz, sich zu sehr auf eine andere Person zu verlassen, sich von ihr abhängig zu machen und in eine ungesunde Beziehung zu geraten. Es ist der falsche Glauben, dass nur das Paar seinem eigenen Leben einen Sinn gibt oder es vor schrecklicher Einsamkeit schützt. Deshalb wird das Paar selbst zur Lebensachse. Diese Art der Abhängigkeit ist typisch für Menschen, die große Unsicherheiten im Leben haben. Sie sind sich nicht klar darüber, was sie können oder nicht können. Tatsächlich nehmen sie oft an, dass sie hilflos sind. Deshalb brauchen sie Unterstützung, um zu (über)leben, und diese Art von Unterstützung kommt von ihrem Partner. Dieser wird zu einer Art Schutzschild gegen Leiden oder Angst. Deshalb entwickelt sich eine starke, krampfhafte Bindung. Diese Art der kann Abhängigkeit lange andauern, jedoch wird sie früher oder später großes Leid verursachen. Die abhängige Person hat solche Angst, ihren Partner zu verlieren, dass sie ein sehr schädliches Verhalten entwickeln kann, einschließlich übermäßiger Eifersucht oder unbegrenzter Unterwerfung. Die Abhängigkeit verschlechtert also die Beziehung, anstatt sie zu stärken.

2. Emotionale Abhängigkeit von der Familie

Diese Abhängigkeit entspringt Familienstrukturen, in denen die Eltern unter starken Angstzuständen leiden und diese auf ihre Kinder übertragen. Letztere werden mit übermäßiger Angst vor der Welt erzogen. Alles Äußere wird als Bedrohung angesehen und die Familie als Schutz. Diejenigen, die unter dieser Art von Abhängigkeit leiden, überschätzen folglich den Schutz, den die Familie bietet. In solchen Familien wird das Selbstvertrauen nicht gefördert. Im Gegenteil, das Fazit ist die Überzeugung, dass die betroffene Person nicht in der Lage sein wird, sich großen Herausforderungen zu stellen. Auf diese Weise wird die Familie zu einer Art Blase, die schützt, aber auch einsperrt. Dies ist der falsche Weg, um mit Angst umzugehen.

3. Emotionale Abhängigkeit vom sozialen Umfeld

Charakteristisch hierfür ist die übermäßige Notwendigkeit, in jeder Umgebung wahrgenommen und bestätigt zu werden. Wenn es nicht genügend Anzeichen für echte Wertschätzung und Akzeptanz gibt, stellt sich beim Betroffenen ein negatives Gefühl ein. Darüber hinaus wird er alles Notwendige tun, um eine Kompensation dieses Gefühls herbeizuführen. Ablehnung ist folglich eines der am schlimmsten wahrgenommenen Erlebnisse. Die abhängige Person fühlt sich gezwungen, anderen zu gefallen und überfordert sich damit selbst.


Im Fall von Familienabhängigkeit, Paarabhängigkeit und Abhängigkeit vom sozialen Umfeld liegt ein mangelhaftes Selbstwertgefühl des Betroffenen vor. Vor allem gibt es kein Bewusstsein dafür, wozu man wahrhaftig fähig ist. Die Person denkt, dass sie wenig Wert hat und ohne andere nicht durch das Leben kommen kann. All diese falschen Überzeugungen führen zu Angst. Und der beste Weg ist, sich ihr zu stellen.

Emotionale Abhängigkeit als Spektrum

Es kann helfen, emotionale Abhängigkeit als Spektrum zu betrachten. Emotionale Unabhängigkeit liegt auf der einen Seite. Absolut unabhängige Menschen benötigen keine emotionale Unterstützung und ziehen es vor, alleine mit emotionalen Problemen umzugehen oder sie zu ignorieren.

In die Mitte des Spektrums fallen interdependente (wechselseitige) Beziehungen. Interdependenz bedeutet, dass beide Partner aufeinander vertrauen und sich aufeinander verlassen können, aber gleichzeitig auch ihre autonome Identität bewahren. Man ist nicht auf den Partner angewiesen, um eigene emotionale Probleme zu lösen. Dies gilt als die gesündeste Art von Beziehung.

Am anderen Ende des Spektrums liegt die emotionale Abhängigkeit. Hier verlässt man sich völlig auf den Partner, um nahezu alle emotionalen Probleme zu lösen. Das Gefühl/Denken, dass man ohne die emotionale Unterstützung des Partners nicht leben könnte, kann darauf hindeuten, dass die Beziehung in einem ungesunden Maße auf Abhängigkeit beruht.

Indikatoren für emotionale Abhängigkeit

Indikatoren, dass man emotional abhängig ist, sind unter anderen:

- eine idealisierte Sicht auf den Partner oder die Beziehung
- der Glaube, dass das Leben ohne den Partner keinen Sinn hat
- der Glaube, dass man Glück und Sicherheit allein nicht finden kann
- eine andauernde Angst vor Ablehnung
- ein ständiges Bedürfnis nach Beruhigung
- Gefühle der Leere und Angst, wenn man Zeit alleine verbringt
- Unfähigkeit, Zeit alleine zu verbringen
- man benötitgt den Partner, um Selbstvertrauen und Selbstwert zu stärken
- kaum eigene Aktivitäten, der Partner steht im Mittelpunkt
- Gefühle von Eifersucht oder Besessenheit
- Schwierigkeiten, seinen eigenen Gefühlen zu vertrauen
- hohes Stresslevel, Stimmungsschwankungen, häufige schlechte Stimmung
- Gefühlsausbrüche von Ärger oder Traurigkeit
- starke Eifersucht, da im Wegfall des Partners eine essentielle Gefahr gesehen wird
- ggf. gewaltsamer Ausdruck von Gefühlen

Emotionale Abhängigkeit überwinden

Man kann nicht erwarten, dass eine andere Person ständig alle Bedürfnisse erfüllt. Es ist sehr wichtig, verlässliche Techniken zu kennen unabhängig zu sein, auch wenn die andere Person nicht verfügbar ist. Außerdem kann die emotionale Belastung, die man als Abhängiger erlebt die Gedanken einnehmen. Dadurch hat man weniger Kapazität, um sein Leben positiv zu gestalten und sinnvolle Aktivitäten auszuüben oder Zeit mit Freunden zu verbringen.

Im Folgenden sind mehrere Möglichkeiten aufgezählt, um emotionale Abhängigkeit zu überwinden.

1. Eigenen Emotionen vertrauen

Man kann lernen, auftretetende Emotionen (positive wieauch negative) als gegeben zu akzeptieren. Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen, aus Gut und Böse, aus Ying und Yang. Emotionen, die man als negativ erlebt, sind genauso wichtig wie die positiven Emotionen. Man muss davor nicht weglaufen. Negative Emotionen sagen uns, wenn etwas nicht ganz richtig läuft. Anstatt die negativen Gefühl zu vermeiden oder einem anderen zu „übergeben“, kann man anfangen, sich neugierig selbst zu erfahren oder sogar zu analysieren. Hilfreich dabei sind: Meditation, Spaziergänge in der Natur, Zeit alleine.

2. Verantwortung für emotionale Probleme übernehmen

Man kann anfangen, die Verantwortung für eigene emotionale Probleme zu übernehmen. Wenn man aufgebracht ist, kann man die Situation aus einer anderen Perspektive (als Dritter) betrachten. Auf diese Weise erlangt man neue Einsichten und Verständnis.

Man soll sich auf das konzentrieren, was einem Freude bereitet:
- Zeit mit Freunden außerhalb der Beziehung verbringen
- Erkundung Ihrer Interessen
- Zeit zum Entspannen nehmen
- Selbstpflege (behandele dich wie einen besten Freund)

3. Auslöser erkennen

Möglicherweise lösen bestimmte Dinge emotional abhängige Verhaltensweisen aus. Diese gilt es zu erkennen.

Zum Beispiel: Man ertappt sich häufig bei der Suche nach Sicherheit und Geborgenheit, wenn man mit externen Stressquellen (wie Arbeit oder Drama mit Freunden) zu tun hat. Das Selbstwertgefühl schwankt, man stellt sich selbst in Frage, insbesondere bei Fehlern und man glaubt, ohne externe Hilfe schafft man es nicht wieder aus diesem Tief heraus.

Das Erkennen bestimmter Auslöser kann dabei helfen, neue Bewältigungsmethoden zu finden, unabhängig davon, ob man mit einem Freund über Gefühle spricht oder nicht. Man kann positive Selbstgespräche führen, um sich zu stärken, und man kann sich an vergangene Erfolge erinnern.

4. Therapeuten aufsuchen

Wenn es darum geht, Verhaltensmuster zu identifizieren und zu durchbrechen, kann die Zusammenarbeit mit einem vertrauenswürdigen Therapeuten wichtige Vorteile haben. Emotionale Abhängigkeit stammt oft aus Erlebnissen der Kindheit. Wenn man keine sichere Bindung zu den Eltern hatte, können sich Probleme in Erwachsenenbeziehungen einstellen.

Ein Therapeut kann dabei helfen, etwaige Probleme aus der Vergangenheit zu untersuchen und gesündere Strategien entwickeln, um emotionale Bedürfnisse zu befriedigen.

In der Therapie kann man auch daran arbeiten, andere Probleme zu lösen, die häufig mit emotionaler Abhängigkeit verbunden sind, indem man:

- ein Mitgefühl für sich selbst entwicket (sich selbst als Freund oder eigenes Kind sehen)
- das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl steigert
- lernt, gesunde und ungesunde Beziehungen zu erkennen
- lernt, negative Gedanken in Frage zu stellen und neu zu formulieren

5. Bedürfnisse und Gefühle offen kommunizieren

Es ist nichts Falsches daran, seine Bedürfnisse und Gefühle offen zu kommunizieren, wenn man dies mit Respekt tut. Dabei sollte man aus der Ich-Perspektive heraus reden und keinesfalls den anderen beschuldigen. Zum Beispiel: „Ich brauche heute nach der Arbeit etwas Zeit für mich, da ich mich erschöpft fühle. Anschließend würde ich gerne mit dir den nächsten Tag planen."

Emotional unabhängiger zu werden und Personen/Dingen weniger anzuhaften ist eine Fähgikeit, die man lernen kann. Sie erfordert jedoch Übung und kommt mit der Zeit.



Quellen:
1. https://www.healthline.com/health/emotional-dependency
2. https://exploringyourmind.com/3-types-emotional-dependence/

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Weitere Denkanstöße, um emotional unabhängiger zu werden:

1. Übernimm selbst die Verantwortung für dein Glück.
2. Übe öfter, für dich selbst da zu sein.
3. Lerne dein verletzliches Selbst kennen. Respektiere dich mehr.
4. Übe, gedanklich dein eigener Vater/Mutter zu sein und kümmere dich liebevoll um dich.
5. Lass los, konzentriere dich auf ein tiefes Atmen.
6. Erkenne die Härte gegen dein Selbst als emotionale Grausamkeit.
7. Mach für deine Probleme nicht andere verantwortlich. Kümmere dich selbst darum.
8. Lass von selbstzerstörerischen Kindheitsmustern ab.
9. Grenze jede Impulsivität ein, die rücksichtslos ist.
10. Versuche zu erkennen, wenn du jemandem anhänglich wirst.
11. Lass dich nicht von deinem inneren Verlangen mitreißen.
12. Betrachte das Loslösen vom Verlangen als eine Form der Selbstbefreiung.
13. Erkenne deine Hindernisse zum Glücklichsein und lasse davon los.
14. Lasse vom Drang ab, andere kontrollieren zu wollen.
15. Erkenne, wann dich innere Reaktionen abhängig machen.
16. Übernimm die Verantwortung für abhängiges Denken und deine aktuelle Einstellung zum Leben.
17. Fordere deine Ansichten über das, was „Liebe“ ist, heraus.
18. Gib anderen Menschen nicht zu viel Wert.
19. Entwickle eine authentische, unabhängige, kritische Denkweise.
20. Entwickle ein stärkeres Verantwortungsbewusstsein.
21. Entwickle einen Sinn von Achtung vor dir selbst.
22. Vermeide es, andere Personen zu idealisieren. Sie sind auch nur Menschen mit Fehlern.
23. Stell deine Gedanken in Frage, warum du jemanden idealisierst.
24. Sei vorsichtig damit, was du verehrst.
25. Betrachte das, was du idealisierst, als Symbol dafür, was du für dich selbst tun kannst.
26. Erkenne, wann, wie oder warum du möglicherweise schlecht dastehst. Verzichte auf externe Validierung.
27. Erlaube jedem, für sich selbst verantwortlich zu sein. Auch dir.
28. Finde heraus, wie du aus Freundschaften und Beziehungen Gutes machst.
29. Gib dich nicht auf. Du bist wertvoll.
30. Lerne das zu ersetzen, wovon du abhängig wirst. Es ist nicht die Person, sie steht nur für etwas anderes.
31. Hab keine übermäßig idealistischen Erwartungen an Menschen.
32. Denk mehr in Form von Tugenden und nicht Verpflichtungen. Lass deinen Ärger los.
33. Übe, deinen Fokus und deine Gedanken regelmäßig zu ändern.
34. Übe dich darin, mehrere Resultate deiner Veränderungen zu erahnen.
35. Geh die Dinge langsam an und sei cool.
36. Sei geduldiger mit deinem Leben.


Quelle:
3. http://www.wisemushroom.org/how-to-overcome-emotional-dependency/

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