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Ich weiß nicht, ob es mir zusteht, aber ich bräuchte etwas Hilfe in Religion. Ich finde das allgemein etwas schwierig. Danke im Voraus.

Doppelte Schöpfung

Der Pentateuch

"Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde" - dieser Satz eröffnet das erste Buch des Alten Testaments und zugleich dessen ersten Kanonteil, der in der wissenschaftlichen Sprache üblicherweise als Pentateuch [gr. für „das fünfteilige Buch] bezeichnet wird. […] Der Pentateuch ist ein höchst komplexes, teilweise verwirrend erscheinendes Gebilde. Das hängt mit seiner vielstufigen Entstehungsgeschichte zusammen. Gleichwohl lässt auch seine Letztgestalt eine planvolle Komposition erkennen, so dass eine am Endtext orientierte Lektüre des Gesamtwerks, ein so genanntes „close-reading" sinnvoll möglich ist, Wie ist diese Endgestalt zu beschreiben? […] Offenkundig liefert der Pentateuch eine Geschichte der Anfänge des Volkes Israel. Doch sind in den Erzählfaden auch religiös-rechtliche und kultische Weisungen eingesponnen. Diese Weisungen wachsen aus den geschilderten Ereignissen heraus und bestimmen zugleich den Fortgang der Handlung. Deutlich gibt dies der Dekalog zu erkennen. Dessen Ausgangspunkt ist das Bekenntnis von der zuvor erzählten Befreiungstat Jhwhs (Ex 1-15), die ihrerseits das Gottesverhältnis begründet, das sich wiederum in den Forderungen dieses Gottes entfaltet.

Betrachten wir den Erzählverlauf, so kann der Pentateuch als Biographie des Mose gelesen werden. […] Das Hauptaugenmerk kann sich aber auch auf die Entstehung und das Geschick des Volkes Israel und die Verheißung seines Landes richten, die seit dem Aufbruchsbefehl an Abraham in Gen 12 die bestimmenden Grundmotive der Erzählung sind. So gelesen, beschreibt der Pentateuch den konfliktreichen Weg Israels in das verheißene Land: nach der Schöpfung der Welt (Gen 1-11) konzentriert sich die Darstellung in der Genesis auf die Wanderung der Erzeltem Abraham und Sara, Isaak und Rebekka sowie Jakob, Rahel und Lea im zugleich fremden und verheißenen Land (Gen 12-36), um dann in der Josefsgeschichte die Übersiedlung der nachmaligen Israeliten nach Ägypten zu schildern (Gen 37-50).
Jan Christian Gertz


Liebe und Gerechtigkeit
Die Gerechtigkeit geht aus der Liebe hervor. […] Die Liebe muss immer über die Gerechtigkeit wachen. In der jüdischen Theologie […] ist Gott die Gerechtigkeit, aber sein Hauptattribut ist die Barmherzigkeit. In der Sprache des Talmud heißt Gott immer Rachmana, der Barmherzige: Dies ganze Thema wird in der rabbinischen Exegese behandelt. Warum gibt es zwei Schöpfungsberichte? Weil der Ewige – der im ersten Bericht Elohim genannt wird – zuerst eine Welt erschaffen wollte, die allein auf dem Prinzip der Gerechtigkeit aufgebaut gewesen wäre […]. Doch sie hätte keinen Bestand gehabt. Der zweite Bericht, in dem das Tetragramm erscheint, zeugt vom Eingreifen der Barmherzigkeit.
Emanuel Levinas


1. Arbeiten Sie die Bedeutung der Schöpfungserzählungen im Gesamtkontext des Pentateuch heraus.

2. Erläutern Sie, wie Levinas das Verhältnis der beiden Schöpfungsberichte deutet.

3. Entwerfe einen eigenen, aktuellen Schöpfungsbericht als Kommunikationsangebot Gottes an die Menschen.


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Geht es nur um diesen Text oder habt ihr den Pentateuch vorher im Unterricht besprochen?

Ne noch nicht.

1 Antwort

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1: Die Schöpfungserzählungen im Pentateuch, insbesondere die beiden Schöpfungsberichte in Genesis 1 und 2, sind ein zentraler Bestandteil des Gesamtkontextes des Pentateuch. Sie bilden den Ausgangspunkt für die Geschichte der Anfänge des Volkes Israel und legen die Grundmotive für die Erzählung fest, nämlich die Wanderung des Volkes Israel in das verheißene Land und die Verheißung seines Landes. Die Schöpfungserzählungen sind auch eng mit religiös-rechtlichen und kultischen Weisungen verknüpft, die sich aus den geschilderten Ereignissen ergeben und den Fortgang der Handlung bestimmen. Der Dekalog, die zehn Gebote, bildet hierbei einen wichtigen Ausgangspunkt, da er sich auf die zuvor erzählte Befreiungstat Jhwhs bezieht und das Gottesverhältnis begründet.

2: Levinas interpretiert das Verhältnis der beiden Schöpfungsberichte in Genesis 1 und 2 als Ausdruck dafür, dass die Gerechtigkeit aus der Liebe hervorgeht. Er betont, dass die Liebe immer über die Gerechtigkeit wachen muss. In der jüdischen Theologie sieht er Gott als die Gerechtigkeit, aber dessen Hauptattribut ist die Barmherzigkeit. Er interpretiert den ersten Schöpfungsbericht, in dem Elohim erscheint, als Ausdruck dafür, dass Gott zuerst eine Welt erschaffen wollte, die allein auf dem Prinzip der Gerechtigkeit aufgebaut gewesen wäre, aber sie hätte keinen Bestand gehabt. Der zweite Bericht, in dem das Tetragramm erscheint, zeugt laut Levinas vom Eingreifen der Barmherzigkeit.

3: Ein aktueller Schöpfungsbericht als Kommunikationsangebot Gottes an die Menschen könnte in der Form einer Vision einer Welt präsentiert werden, die von Harmonie, Frieden und Umweltbewusstsein geprägt ist. Die Schöpfung könnte hierbei als ein Prozess verstanden werden, bei dem Gott die Menschen ermächtigt, Verantwortung für die Erhaltung und Pflege der Schöpfung zu übernehmen und die natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Dabei könnte Gott als derjenige dargestellt werden, der die Menschen inspiriert und unterstützt, ihre Fähigke

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