5.5 Y-chromosomale Vererbung
Ein Y-chromosomales Vererbungsschema (holandrische Vererbung) wäre für alle Gene anzunehmen, die nur auf dem Y-Chromosom vorliegen, bzw. für dominante Mutationen in Genen der pseudoautosomalen Regionen des Y-Chromosoms (die allerdings ggf. der Rekombination mit dem X-Chromosom unterliegen). In diesem Falle würde ein Vater die Krankheit an alle seine Söhne vererben und naturgemäß wären auch nur Männer von den entsprechenden Krankheitsbildern betroffen.
In der Praxis spielt dieser Erbgang keine wesentliche Rolle. Die meisten Gene auf dem Y-Chromosom, die nicht zu X-chromosomalen Genen homolog sind, spielen eine Rolle bei der sexuellen Differenzierung, der Entwicklung der Geschlechtsmerkmale oder der Spermatogenese, sodass Mutationen in diesen Genen vielfach zu Zeugungsunfähigkeit führen und folglich auch nicht auf Nachkommen vererbt werden. Erst im Zeitalter der assistierten Befruchtung mittels intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) hat sich dies teilweise geändert.
zitiert aus: Johannes Zschocke: "Vererbungsformen" in: C. P. Schaaf, J. Zschocke, Basiswissen Humangenetik, 3. Auflage, S.104, Springer-Verlag, Berlin 2018.
Ein Y-chromosomaler Vererbungsgang lässt sich demzufolge wohl ausschließen.