Warum wollen wir, was wir nicht haben? Es gibt verschiedene Antworten hierzu, die sich aus verschiedenen theoretischen Ansätzen ergeben. Hier sind einige:
1. Evolutionssicht
Sicherlich spielt die Evolution hier eine wesentliche Rolle, denn Neues kann die Überlebenschance verbessern. Tiere, die sich immer im gleichen Zustand befinden, werden leichter Opfer als Tiere, die immer neue Dinge ausprobieren und sich anpassen.
Sobald eine Person das gewünschte Objekt erwirbt, ist der Neuheitsgrad für diese Person stark verringert und muss wieder „aufgefüllt“ werden. Genauer gesagt nimmt die Dopamin-Ausschüttung ab. Neues produziert Dopamin, welches als Treibstoff des Gehirns gilt.
2. Knappheit und soziale Relevanz
Wir nehmen Dinge, über die nur wenige Menschen verfügen, als wichtige Ressourcen wahr, die den sozialen Status signalisieren. Dies zeigt sich in der Tendenz der Menschen zum auffälligen Konsum (Veblen, 1899), mit anderen Worten in der Tendenz, Positionsgüter zu kaufen, die versprechen, anderen überlegen zu sein (Solnick & Hemenway, 1998). Knappheit erhöht auch die Chance, von anderen begehrt zu werden (Cialdini, 1993), zum Beispiel, weil seltene Dinge als qualitativ hochwertiger wahrgenommen werden (Ditto & Jemmott, 1989).
3. Abgrenzung von anderen
Forscher wie Snyder und Fromkin (1977) gehen davon aus, dass Menschen Ähnlichkeit mit anderen als Bedrohung empfinden können. Daher sind seltene und nicht verfügbare Dinge wünschenswert, weil sie versprechen, ein Bedürfnis nach Einzigartigkeit zu erfüllen.
4. Macht und Sicherheit
Nicht verfügbare Ressourcen bedeuten oft, dass der Mensch, der sie besitzt, Macht über andere hat (Emerson, 1962).
5. Selbstwertgefühl stärken
Soziale Vergleiche können zu bestimmten Emotionen führen, die uns motivieren, nach Dingen zu suchen, die nicht verfügbar sind. Menschen führen absichtlich Abwärtsvergleiche durch (Wills, 1981), um ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Etwas zu haben, das nicht jeder hat, kann daher zu Stolz führen. Aufwärtsvergleiche mit anderen (die etwas haben, das wir wollen) können Neid hervorrufen, der das Verlangen steigern kann (Crusius & Mussweiler, 2012, Van de Ven et al. 2011).
6. Freiheitsdrang
Unter Umständen haben wir etwas nicht, weil uns verbten wird, den Gegenstand/die Person/... zu haben. Solche Bedrohungen unserer Freiheit verursachen Reaktanz (eine komplexe Abwehrreaktion als Widerstand gegen äußere oder innere Einschränkungen), die unseren Wunsch nach dem erhöht, was wir nicht haben können (z. B. Brehm, Stires, Sensenig & Shaban, 1966).
7. Erregung / Herausforderung
Der Versuch, etwas zu erreichen, das schwer zu bekommen ist, erhöht die Erregung, was die Begehrlichkeit fördert (Brehm et al., 1983).
8. Nostalgie
Wenn wir etwas bereits besessen hatten, es genießen konnten und es danach abhanden gekommen ist, bringt uns die Erinnerung daran gute Emotionen. Auch hier wollen wir etwas (wieder) haben, was wir nicht mehr bekommen können.
Aus gegenseitiger Sicht: Es fällt uns übrigens relativ leicht zu rationalisieren, warum wir die Dinge nicht wollen, die wir nicht haben (Kay, Jimenez & Jost, 2002).
Hier noch einige Gründe, warum wir Personen, die wir nicht haben können, haben wollen:
1. Wir sind gespannt auf den Nervenkitzel der Jagd.
2. Wir glauben, dass die Akzeptanz durch die von uns gewünschte Person einen Mehrwert für uns darstellt und uns selbst bestätigt.
3. Unser Ego wird befriedigt. Je weniger sich die Person für uns interessiert, desto mehr Zeit investieren wir in den Versuch, die Person dazu zu bringen, uns zu mögen.
4. Ein geringes Selbstwertgefühl macht uns glauben, dass die andere Person uns erfüllen kann.
5. Wir fühlen uns von der Unvorhersehbarkeit der anderen Person angezogen. Hier auch wieder: Neues hat mehr Wert.
6. Wir wollen uns und anderen beweisen, dass wir die andere Person verdienen.
7. Wir schreiben der begehrten Person unbewusst besondere Eigenschaften zu, die jedoch nicht realistisch sind.
8. Wir wollen Fantasien wahr werden lassen. Dahinter steckt noch mehr Psychologie, die hier nicht hinpasst. :)
Ein schöner Tipp für das eigene Leben:
Glück bedeutet nicht, das zu bekommen, was man will, sondern das zu wollen, was man hat.